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Fotografie, Literatur, die deutsche Sprache, die Verbesserung meiner englischen Sprachkenntnisse, Museen und Ausstellungen, Theater, Kochen und Backen sind meine Interessen. Und dazu noch dieses und jenes, je nach Tagesaktualitäten und persönlichen Erlebnissen. Hinzu kommen der Spaß am Verfassen von Texten und die alltäglich gewordene Nutzung der Informationswelt des Internet.

Mittwoch, 21. Februar 2007

So ein Theater

Die Clique will ins Theater. Da spielt was Lustiges. Weil die anderen alle aus der Provinz anreisen müssen, habe ich die Aufgabe, die Karten zu besorgen. Ist ja auch kein Problem, denn ich wohne ja am Ort der Komödie.

Ein Termin, der allen passt, war gefunden, und ich verschaffte mir auf der Website des Theaters in der Online-Buchung einen Überblick, was noch so zu haben ist. In der teuersten Preisgruppe kam nichts mehr in Frage, weil wir mit acht Personen auflaufen werden. Soviel zusammenhängende Plätze zu finden, ist immer schwierig.
Aber in der zweiten Platzgruppe war das Parkett rechts ab der 5. Reihe noch ganz frei. Allerdings gibt es da keine Sitzreihe mit acht Plätzen nebeneinander.
Da hatte ich eine Idee.

Also heute auf ins Theater. Irgendwie ahnte ich schon, was passieren sollte.
Und so kam es dann auch:

"Guten Tag, ich hätte gerne für den soundsovielten acht Karten. Aus der Preisgruppe 2" beschrieb ich der Kassiererin mein Begehr. "Ich habe mir schon mal überlegt, wie man acht Personen im Block unterbringen kann. Im Parkett rechts ..."
Nach einem flüchtigen Blick auf den Monitor kam freudig zurück: "Da ist noch ganz viel frei!"
"Wie sieht es denn aus mit Reihe 5 und Reihe 6?" fragte ich.
"Alles noch frei, geht aber nicht, denn das sind jeweils nur 5 Plätze. Da können nicht acht Leute nebeneinander sitzen" wurde ich beschieden.
"Stimmt. Deswegen hätte ich gern in beiden Reihen die vier zum Mittelgang hin gelegenen Plätze. Dann sitzen zweimal vier Personen hintereinander." Ich fand die Idee gut. Am Besten ist man immer noch selbst sein eigener Kundenberater.
"Oh," staunte sie, "eine gute Idee." Ich wurde noch schnell gelobt, bevor ihr dieses "ABER..." entfuhr.

Und genau damit hatte ich gerechnet. ABER. Da half nichts mehr, da musste ich durch.

"ABER dann nehmen Sie besser alle fünf Plätze in der Reihe 5 und drei in Reihe 6. Das sind zusammen auch acht", wurde ich kundenberaten.
"Das will ich aber nicht. Meine Platzauswahl ist wohl überlegt. Ich habe meine Gründe dafür" versuchte ich noch, eine längere Diskussion abzuwenden.
Jetzt legte sie los: "Aber wenn Sie zweimal vier Plätze nehmen, bleibt in beiden Reihen ein Restplatz übrig. Und diese Einzelkarten werden wir bestimmt nicht mehr los, weil die Randplätze nicht sonderlich beliebt sind. Die lassen sich schlecht verkaufen, weil man von da ziemlich schräg auf die Bühne sieht."
Damit hatte sie die Sache auf den Punkt gebracht, so dass ich mich auf ein schlichtes "EBEN!" beschränken konnte, wobei ich nebenbei den von ihr angeregten schrägen Blick übte.
Sie ließ nicht locker: "Wenn Sie die ganze Reihe 5 nehmen und nur drei Plätze in Reihe 6, bleiben da aber zwei Restplätze. Das ist besser."
"Für wen?" Das interessierte mich.
"Für uns." Klare Antwort.
"EBEN!" Da war es schon wieder.
Die weitere Konversation war langweilig. Das Gespräch drehte sich noch ein paar Minuten im Kreise. Sie wollte nicht, was ich wollte, und ich nicht, was sie wollte. Sowas braucht seine Zeit.

Um die Angelegenheit nicht zusätzlich in die Länge zu ziehen, habe ich nicht gefragt, warum nicht zumindest diese Randplätze in die nächstbilligere Preisgruppe eingestuft seien. Und auch nicht, ob sie nachvollziehen könne, dass acht Personen rechnerisch vier Pärchen sind, und warum sie eines davon gerade zwangsweise trennen wolle.
Im Ergebnis hatte sie natürlich keine Chance, weil ich als geübter Kunde für derlei Situationen trainiert bin. Ich habe Ausdauer.

Endlich resignierte sie: "Wenn Sie das partout nicht einsehen wollen, kann ich Ihnen auch nicht mehr helfen."
Ich weiß, jetzt war ich gemein: "Doch, ..."
Ein Hoffnungsschimmer huschte über ihr Gesicht.
"... indem Sie mir einfach die 8 Plätze verkaufen, die ich haben will. Damit wäre mir gedient."
Ihre Mundwinkel plumpsten von oben nach unten, so wie bei einem animierten Smiley in der E-Mail. Und sie fügte sich in ihr Schicksal. Warum nicht gleich so? Immer diese Diskussionen.

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