Willkommen auf meinem Weblog

Fotografie, Literatur, die deutsche Sprache, die Verbesserung meiner englischen Sprachkenntnisse, Museen und Ausstellungen, Theater, Kochen und Backen sind meine Interessen. Und dazu noch dieses und jenes, je nach Tagesaktualitäten und persönlichen Erlebnissen. Hinzu kommen der Spaß am Verfassen von Texten und die alltäglich gewordene Nutzung der Informationswelt des Internet.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Wirtschaftsförderung

Heute stöberte ich in einem Geschäft mit einer reichhaltigen Auswahl an Badezimmerzubehör. Ein Set mit zwei Drahtkörben gefiel mir. Die können ganz ohne Bohrlöcher und Schrauben, nur mit Saugnäpfen, also im Rahmen meiner handwerklichen Fähigkeiten, an den Wandfliesen befestigt werden. Ich ging damit zur Kasse. Dahinter stand eine freundliche Dame, vor einer in ihrer ganzen Höhe mit Kaffee gefüllten Regalwand. Ein Sanitärfachgeschäft mit Kaffeeabteilung? Oder umgekehrt?

Als ich den Karton zum Bezahlen auf den Tresen legte, wurde mir, ohne dass ich mich danach erkundigt hätte, mitgeteilt, dass die beste Kaffeesorte gerade im Angebot sei. Ob ich da nicht zugreifen wolle. Das sei zuviel der Ehre, entgegnete ich, dafür sei ich zu bescheiden. Für mich käme bestenfalls die zweitbeste Bohne in Frage. In welchem Preissegment denn die angesiedelt sei. Worauf ich erfuhr, dass man gar keinen zweitbesten Kaffee im Sortiment habe. Nur besten. Und milden. Und koffeinfreien. Und handverlesenen. Überhaupt eigentlich alle möglichen Sorten. Nur leider keinen zweitbesten. Damit war das Kaffeethema erledigt.

Jetzt wurde ich, wiederum ungefragt, gefragt, ob ich denn schon die Kundenkarte des Unternehmens hätte. Die habe ich nicht. Das musste ich einräumen. Die Dame fand das schade, aber man könne das ja ändern, was ich aber gar nicht wollte. Das fand sie unklug. Zwar koste die Kundenkarte einen Jahresbeitrag von 8 Euro, aber dafür erhielte ich doch immerhin fünf Gutscheine über je 2 Euro, insgesamt als 10 Euro. Der Vorteil liege doch auf der Hand, was ich nicht leugnen konnte. Ich dankte freundlich für das Angebot, wollte aber keine Umstände machen. Der Einfachheit halber, und um ihr Schreibkram zu ersparen, bat ich darum, mir gleich die 2 Euro in bar zu geben. Warum sie das nicht wollte, habe ich nicht verstanden, aber wir fanden auch hier nicht zueinander.

Sichtlich enttäuscht nahm die koffeinangeregte Sanitärzubehörartikelfachverkäuferin jetzt den Karton mit den Wandkörben in die Hand und wandte sich der Kasse zu, sah sich aber vorerst weiterhin außerstande, mir mein Geld abzunehmen. Obwohl sie doch vorher schon einiges Interesse daran gezeigt hatte. Jetzt wollte sie erst einmal meine Postleitzahl wissen. In spannender Erwartung sah sie mich fragend an. Das war mir nun aber beim besten Willen zu hoch. Ich wollte meine Erwerbung doch gleich selbst mitnehmen, und mir nicht zuschicken lassen. Als ich ihr das zu vermitteln versuchte, gab sie mir zu verstehen, das sei wegen der Marktforschung. Dafür brauche sie die Postleitzahl. Überrascht hat mich das nicht, denn in letzter Zeit werde ich immer öfter in immer mehr Geschäften an der Kasse nach meiner Postleitzahl gefragt. Aber ich wollte doch nur die Wandkörbe mit den dazugehörigen Gummisaugern. Keinen Kaffee, keine Kundenkarte, und erst recht keine Durchleuchtung meiner persönlichen Daten. Aber das jetzt mit ihr auszudiskutieren, erschien mir wenig erfolgversprechend. Weil ich aber, und das ja wohl mit Recht, annehme, insoweit nicht der Wahrheitspflicht zu unterliegen, spielte ich diesmal mit. Ich wollte ihr doch wenigstens eine kleine Freude machen. 0-1-9-6-8 gab ich als Postleitzahl an. Reine Phantasie. Aber ihr hat das genügt. Sie lächelte, tippte die Zahlen ein, ich bezahlte und sie verpackte den Karton in einer Tragetüte. Eine Werbezeitschrift mit dem Fernsehprogramm der nächsten Woche gab es gratis dazu.

Wieder zu Hause eingetroffen, habe ich dann geforscht, welchen Ort ich denn zufällig ausgewählt hatte. 01968 ist die Postleitzahl von Senftenberg, das sich mit mehreren Ortsteilen um den Senftenberger See herum erstreckt. Senftenberg liegt im eher strukturschwachen Bundesland Brandenburg. Da habe ich doch eine gute Wahl getroffen. Ob ich diese Postleitzahl jetzt immer angebe, wenn ich mich aus den Klauen der Marktforschung befreien muss? Dann bliebe nur noch abzuwarten, wie lange es dauert, bis die Statistiker deswegen in der Region Senftenberg hohe Kaufkraftreserven vermuten. Vielleicht siedeln sich Handel und Industrie dann verstärkt dort an. Einkaufzentren schießen wie Pilze aus dem Boden, dazu Hotels und Gaststätten, Freizeiteinrichtungen, vielleicht sogar Kaffeegroßröstereien. Eigentlich schade, dass ich Senftenberg gar nicht kenne.

Senftenberg auf Google-Maps ansehen.